FOTOOBJEKTE

 

Astrid Hansen entwickelte ein spezifisches Verfahren, Fotografie und Werkstoffe so miteinander zu kombinieren, dass sich die Grenzen zwischen Fotografie und Malerei aufzulösen scheinen und die zweidimensionale Fotografie zum plastischen Objekt erweitert wird. 

Die malerische Wirkung entsteht durch die Einbettung der Fotografie in einen Epoxidharzkörper.

jener augenblick 2010 | #5 | Unikat

Fotoobjekt/Epoxidharz, 51 x 51 cm

jener augenblick 2010 | #6 | Unikat

Fotoobjekt/Epoxidharz, 100 x 100 cm



'jener augenblick' Astrid Hansen, 2010

Fotoobjekt in Epoxidharz

 

Werkdaten

Titel: jener augenblick #5 | #6, Unikate

Jahr: 2010

Medium: Fotografie, eingebettet in Epoxidharz, auf Leichtbaukonstruktion

Motiv: Lichtreflexionen auf Wasser, mehrschichtig in Harz gefasst

Format: 51 x 51 cm (#5) | 100 x 100 cm (#6)

 

Werkbeschreibung

Mit der Serie 'jener augenblick' erweitert Astrid Hansen das Medium Fotografie über die Fläche hinaus. Eingeschlossen in Epoxidharz, gewinnen die Bilder körperliche Tiefe - der fotografische Moment wird zur plastischen Erfahrung. Nichts bleibt zweidimensional: Lichtreflexe auf Wasser sedimentieren in vielschichtigen Harzkörpern zu räumlich verdichteten Zeitzonen.

Nicht das Dargestellte steht im Vordergrund, sondern seine atmosphärische Resonanz.

Die Betrachter*innen blicken weniger auf eine Szene, als vielmehr in ein visuelles Feld, das Stille, Bewegung und Licht in ein empfindungsoffenes Gleichgewicht bringt. Formal scheint das Werk wie ein schwebendes Display, getragen von einer Leichtbaukonstruktion, eine Referens an Bildschirm-Ästhetiken, aber mit eindeutig analoger Materialpräsenz.

Diese Verbindung aus Transparenz, Reflexion und physischer Schichtung erinnert an Sigmar Polkes

Versuche der 1970er und 1980er Jahre, Bildträger in Kunstharz einzuschließen.

Auch bei Hansen wird das Harz nicht als bloßes Schutzmittel, sondern als aktives Medium der Wahrnehmungsmodulation eingesetzt: Es bricht, streut und speichert Licht, schafft Tiefenräume, ohne das Bild zu verlieren.

Unmerklich verlässt das Motiv der eingefangenen Lichtreflexe die erzählerische Klarheit. Stattdessen treten visuelle Schwellenzustände in Erscheinung: Oszillierende Lichtphänomene zwischen Sichtbarkeit und Verschwinden, zwischen Außenraum und innerer Empfindung. Die damit verbundene ästhetische Reduktion steht in engem Dialog mit der Praxis von , deren Fotografien ebenfalls auf den atmosphärischen Charakter des Lichts zielen, auf das, was sich nicht abbilden, sondern nur erahnen lässt.

So entsteht ein Wahrnehmungsraum, der das Medium selbst thematisiert: Das Bild als Grenzfläche zwischen Ding und Empfindung, zwischen Technik und Präsenz. 

In 'jener augenblick' wird Fotografie zur meditativen Verdichtung von Zeit, Raum und Licht.

 

Dr. Annette Hünnekens