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Die Symbolik des Lichts spielt in den Werken von Astrid Hansen eine zentrale Rolle. Sie ist die einzige hier vertretene Künstlerin, die direkt
mit dem Medium der Fotografie arbeitet. In den letzten Jahren hat sie ein spezifisches Verfahren entwickelt, Fotografie und Werkstoffe so miteinander zu kombinieren, dass sich die Grenzen zwischen digitalem Lichtbild und Malerei aufzulösen scheinen und die zweidimensionale Fotografie zum plastischen Objekt erweitert wird.
Die ausgesprochen malerische Wirkung entsteht durch die Einbettung der Fotografie in einen Epoxidharzkörper. Zwei der Fotoobjekte stammen aus einer Serie, die den schönen, mehrdeutigen Titel 'jener augenblick' trägt.
Hier begegnen wir einem sanften Leuchten aus geheimnisvollen Lichtquellen, die wie von weit her aus dem Dunkel zu kommen scheinen, unbe-
stimmbar, gleichsam aus dem Fluss der Zeit herausgehoben, meditative Ruhe verströmend.
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Auszug aus der Einführungsrede von Dr. Ursula Merkel zur Ausstellung 'Augenblick und Ewigkeit' | Lukaskirche | 12. Mai 2012
Künstlerportrait
Ich hatte gerade Keith Jarretts "Vienna Concert" eingelegt, als ich Astrid Hansens Website entdeckt hatte und das wunderbare Bildquartett “nicht schwarz nicht weiß“ vor Augen.
Langsamkeit und Tiefe, Schwermut und eine – ja: elementare Lebendigkeit.
Diese Bilder und diese Musik bleiben nun für mich unmittelbar verbunden.
balance, noch zögernd, intuition, vielleicht – die Namen von vier weiteren – auch als Quartett präsentierten - digitalen Fotografien, die ich hier
entdecke, zunehmend begeistert von den malerischen Qualitäten dieser fotografischen Kunst.
Allein diese Namen: schon eine kleine Freude.
Neben unseren gewohnten Fragen nach den Grenzen und Übergängen zwischen den verschiedenen Kunstformen (etwa zwischen Malerei und Musik) - und Medien bleibt auch spannend, die Übergänge verschiedener Formen innerhalb der Bildenden Kunst zu untersuchen. Fotografie und Malerei scheinen ja nicht extrem weit voneinander entfernt zu sein.
Bei den Fotokünstlern der Karlsruher Schule beobachten wir einen 'Gegentrend' - zurück zur analogen – und teilweise sehr experimentellen -
Fotografie. Astrid Hansen hingegen entwickelt - mit einiger Begeisterung auch für die praktischen Vorteile der digitalen Fotografie - deren gestalterisch-kreative Möglichkeiten. Und dies auf ganz
eigenen und ausgesprochen malerischen Wegen. Mit puristischen Vorbehalten gegenüber der digitalen Technik kann die Künstlerin nichts anfangen: Digitalkamera und Computer sind für sie letztlich
nur Werkzeuge zur künstlerischen Gestaltung so wie Pinsel oder Rakel etc. Verständlich, daß sich die Künstlerin bedeckt hält, was ihre Motive und die exakte Arbeitsweise angeht, weil die Gefahr
der Nachahmung groß wäre. Ich erfahre jedoch, daß der künstlerische Blick ausschlaggebend ist: '90% meiner Bilder entstehen in der Kamera, bestenfalls 10% in der Bearbeitung' erklärt Astrid
Hansen.
Nur ganz selten werden dabei Farben verändert, oft aber trägt die Änderung des Formats entscheidend bei zum Endprodukt. Neben der Digitalkamera ist
dann natürlich der Fine-Art-Printer ein wichtiges Arbeitsgerät: Kleinere Formate bis 40 x 30 cm kaschiert Astrid Hansen selbst auf Aludibondplatten; ihre großen Arbeiten gibt sie dann in die
entsprechenden Fachbetriebe. Ein spezielles Spray schützt und konserviert die Qualität der Farben für viele Jahre. Überhaupt legt Astrid Hansen erfreulich großen Wert auf die profesionelle
Präsentation ihrer Arbeiten – kaschiert auf Aludibond, das sieht edel aus und ist auch haltbar, strahlt eine Wertigkeit aus, die das Kunstwerk sehr ansprechend macht.
Wir werden uns sicherlich weiterhin fragen, mit welchen konkreten Motiven Astrid Hansen ihre digitale Malerei bewerkstelligt. Doch während wir gleichzeitig diese Kunst genießen, ahnen wir,dass es wahrscheinlich weder notwendig noch sinnvoll ist, dieses Geheimnis zu lüften.
Wie sie das macht?
intuition vielleicht
Jürgen Linde
intuition vielleicht
2008